+++Ein Beitrag von Julian und Leon+++
Gerade erst aus dem warmen Bus ausgestiegen, wurden wir in Flossenbürg von eiskaltem Wind und Schnee empfangen. Für die Führung durch die KZ-Gedenkstätte, die natürlich überwiegend draußen stattfindet, perfekte Wetterbedingungen – meinten zumindest unsere begleitenden Lehrkräfte. So ließe sich wenigstens ein bisschen spüren, wie hart das Leben der KZ-Insassen, die nicht einmal Winterkleidung hatten, im Winter gewesen sein musste. Viele von uns waren nach einer Stunde im Freien schon halb am Erfrieren, obwohl alle mit dicker Winterkleidung ausgestattet waren.
Zu Beginn wurde uns erklärt, dass das KZ in Flossenbürg kein Vernichtungslager gewesen war, sondern ein reines Arbeitslager – aber deswegen auch nicht gerade menschenfreundlicher, wie wir im Laufe der Führung erfuhren. Zehntausende Menschen mussten sich jeden Tag im nahe gelegenen Steinbruch im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode arbeiten und wurden wie Ungeziefer behandelt. Denn für die Nationalsozialisten gab es damals nur eine „Rasse“, die ganz oben stand. Gerechtigkeit gab es im KZ damals keine. Jeder kämpfte jeden Tag erneut ums Überleben.
Alle Gebäude aus Stein, wie zum Beispiel das alte Verwaltungsgebäude oder das Krematorium, sind heute noch – mehr oder weniger im Originalzustand – erhalten. Auf ehemals steinernen und mehrere Meter breiten Stufen, die auf der Steigung eines angrenzenden Hügels angelegt worden waren, standen früher mal Baracken aus Holz, die als Schlafplätze für die KZ-Insassen gedacht waren. In solchen Baracken standen 250 Betten, wie wir aber während der Führung erfuhren, schliefen dort bis zu 2000 Häftlinge. Manche davon hatten sich bei der Arbeit verletzt oder waren todkrank, sodass nicht alle die Nacht überlebten. Kaum zu glauben: Auf jenen Stufen aus Stein stehen jetzt Wohnhäuser, von wo aus man die gesamte KZ-Gedenkstätte überblicken kann.
Der Ort Flossenbürg wird seine dunkle Vergangenheit wohl niemals loswerden. Unserer Meinung nach sollte die KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg auch für die kommenden Generationen zu besichtigen bleiben – als Mahnung für weitere Generationen: Wie konnte das passieren, dass eine deutsche Regierung, vor gerade mal einem Menschenleben, Teile seiner eigenen Bevölkerung gnadenlos vernichtete?