Im Mai machten sich die Sozialwesen-Klassen 10C und 10D gemeinsam mit ihren Lehrkräften Frau Diepold und Frau Werner auf den Weg nach Nürnberg, um an einer sogenannten „Schicht-Wechsel“-Führung teilzunehmen. (Ein Beitrag von Frau Diepold.)
Diese besonderen Stadtrundgänge sind ein Angebot des Nürnberger Straßenkreuzer-Vereins und sollen den Blick auf soziale Schichten, auf Armut und Behinderung, Sucht und Ausgrenzung ändern. Die Stadtführer sind Experten. Sie wissen, was es bedeutet, arm, obdachlos oder drogensüchtig zu sein. Ihre persönlichen Schilderungen machen diese Touren zu einer intensiven Erfahrung.
Statt Sehenswürdigkeiten standen an diesem Tag Lebenswirklichkeiten im Fokus, die sonst leicht übersehen werden. Die Schülerinnen und Schüler hörten Geschichten von Menschen, die auf der Straße leb(t)en, mit Abhängigkeit kämpf(t)en oder durch das soziale Netz gefallen sind. Der direkte Kontakt mit diesen Biografien – authentisch und oft erschütternd – hinterließ einen bleibenden Eindruck bei allen Teilnehmenden.
Begleitet wurden die Gruppen von Stadtführerin Sonja Schönbühler, die offen über ihre langjährige Drogenabhängigkeit sprach, und Steve Zeuner, der über lange Jahre hinweg als Obdachloser auf der Straße lebte. Beide zeigten eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen – unabhängig von ihrer Vergangenheit. Die „Schicht-Wechsel“-Tour war mehr als eine Exkursion: Sie war ein Perspektivwechsel mit nachhaltiger Wirkung. Und vielleicht auch ein kleiner Schritt hin zu mehr Empathie und gesellschaftlichem Verständnis.